Finnpferd

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Finnpferd

- DAS VIELSEITIGSTE PFERD DER WELT -


Ursprungsland: Finnland

Entstehungszeit: Die Entstehungsspuren dieser Rasse führen bis zur Bronzezeit zurück. Ihre bekannteste Geschichte ist aber erst ca.1.000 Jahre alt. Als Reitpferd hat das Finnpferd seine besonderen Vorzüge und Leistungen in der finnischen Armee durch Ausdauer und Genügsamkeit bewiesen. Das Finnpferd hat bei den Schicksalswenden des finnischen Volkes in verschiedensten Aufgaben eine wichtige Rolle gespielt, z.B. im Krieg oder als Arbeitspferd. Als Arbeitspferd z.B. musste sich das Finnpferd in der Landwirtschaft und in den großen Wäldern Finnlands als Holzabfuhr- und Holzrückepferd bewähren.

Rassegrundlage: Finnischer Klepper, ein vielseitig brauchbares Hauspferd - später wurde Norfold Roadster, Karelisches Kaltblut, Russisches Kaltblut eingekreuzt. Das Karelische Kaltblut ist inzwischen ausgestorben. Auch Oldenburger wurden zugeführt.

Geschichte:
Schon frühzeitig gab es zwei Varienten des Finnischen Pferdes. Ein kräftiges Zugpferd, dass im Forst eingesetzt wurde und in der Landwirtschaft arbeitete und einen leichteren Typ, der eher als Reitpferd genutzt wird. Das Stutbuch wurde im Jahre 1907 geöffnet.

Zuchtgebiet: Finnland

Exterieur:
Kopf: ziemlich derb und Globig mit freundlichem Blick Hals: kurz und massig Schulter: stark, kurz, steil

Widerrist: gut ausgeprägt und kurz

Rücken: lang

Gebäude: muskulöse, gedrungene Erscheinung, kompakter, tiefer Rumpf

Hinterhand: schräg und kräftig mit abgeschlagender Kruppe und tief angesetztem Schweif

Gliedmaßen: gesund, stabil mit kurzen Fesseln, teilweise etwas Fesselbehang, große, gesunde Hufe

Bewegung: energischer, raumgreifender Trab

Größe: 1,56 - 1,60 m

Farbe: Füchse, Braune, selten Rappen

Eignung: leichte Zugarbeiten, Reitpferd und vereinzelt sogar recht erfolgreiches Trabrennpferd. Mit seinen raumgreifenden Bewegungen und seiner einzigartigen Rittigkeit ist es für Turniere aber auch für Freizeitreiten und Trecking bestens geeignet.

Das Finnpferd ist die einzige einheimische Pferderasse Finnlands. Die Anzahl dieser Pferde ist seit dem Jahre 1950 rückläufig. Heute gibt es in Finnland noch etwa 19 000 Finnpferde. Die meisten werden als Traber, einige als Arbeitspferde und etwa 2000 als Reitpferde eingesetzt.Das Finnpferd zählt zu den sog. Allgemeinpferden, die nur in wenigen Zahlen in der Welt vorkommen. Als Traber hat sich das Finnpferd als der schnellste unter den Kaltblütern erwiesen. Im Verhältnis zu seinem Gewicht ist das Finnpferd imstande, weit grössere Lasten als die schwereren Arbeitspferderassen zu ziehen. Es ist ein vielseitiges Reitpferd, das sich für alle Reitarten, Distanzreiten sowie auch für Gespannfahren eignet. Die besten Finnpferde nehmen an schwierigen Dressur-, Spring- und Vielseitigskeitswettbewerben teil. Das Finnpferd eignet sich genau so gut zum Freizeitreiten wie auch zum Erlernen der Reiterkunst.
Seit 1907 wird das Finnpferd in Reinzucht gezüchtet. Heute gibt es vier Zuchtrichtungen: der Traber (J), das Arbeitspferd (T), das Reitpferd (R) und das Kleinpferd (P). Der Stockmass liegt zwischen 145 und 160 cm. Das Finnpferd ist ein muskulöses Pferd mit kräftigen Gliedmassen. Bei Trabern und Reitpferden wird beim Körpergebäude das Rechteckformat bevorzugt, die Arbeitspferde dagegen haben einen längeren Körperbau. Von der Farbe her ist das Finnpferd meistens Fuchs (mit heller Mähne), seltener Braun oder Rappe. Das Finnpferd ist leistungswillig, aufgeweckt, zäh und ausdauernd.
Finnpferde werden in Finnland gezüchtet, einzelne Züchtung kommt aber auch in Deutschland und Schweden vor. Das Stammbuch wird von Suomen Hippos (Zentralverband für Pferdezucht und Trabersport Finnlands) geführt. Der Verein Suomenratsut (Verein der Finnischen Reitpferde) strebt danach, das Finnpferd als Rasse zu bewahren und dessen Einsatz als Reitpferd zu fördern.



Der finnische Trabersport

Trabrennen ist eine von den beliebtesten Sportarten in Finnland. Auf den Rennbahnen gibt es jährlich ca. 800 000 Zuschauer. Die Wettannahmen außerhalb von Rennbahnen werden von fast 900 000 Zuschauern besucht. Jährlich finden ca. 580 Renntage statt, an denen über 8000 Pferde und über 3000 Fahrer teilnehmen. Berufstrainer gibt es 150, und im Register für Amateurtrainer sind über 7000 Personen eingetragen. Jährlich werden über 1 Milliarde FIM am Totalisator umgesetzt.

Der finnische Trabersport ist vielseitig. Es werden Rennen jeden Tag, das ganze Jahr hindurch veranstaltet, ausgenommen Weihnachten. Die Rennen variieren von internationalen Großveranstaltungen und wöchentlichen Meetings auf regionalen Zentralbahnen bis zu kleinen Rennfesten auf dem Lande und gar Rennen auf eisbedeckten
Seen.

Im internationalen Vergleich zählt Finnland zu den 5-6 größten Rennländern in Europa. Finnische Weltklasse-Traber sind u.a. Charme Asserdal, Keystone Patriot, Friendly Face, Houston Laukko, der erste in Finnland gezüchtete Sieger der Grand Circuit -Serie, sowie BWT Magic, der neueste Star auf dem internationalen Topniveau. Von den Finnpferden ist Viesker, fünfmaliger Traberkönig und Nordischer Meister, der bekannteste. Als Ergebnis der raschen Entwicklung der Züchtung haben Traber der inländischen Zucht in den letzten Jahren einen guten Namen im europäischen Top-Rennsport erworben.

Finnische Spitzenfahrer sind die beiden Europameister Pekka Korpi und Jorma Kontio sowie Veijo Heiskanen.

Die Rennbahnen
In Finnland werden Trabrennen auf 44 Rennbahnen veranstaltet. Auf Vermo, der Rennbahn in der Hauptstadt Helsinki und der Zentralbahn des Landes, finden jährlich über 60 Renntage statt. Darüber hinaus gibt es 19 regionale Zentralbahnen, die gemeinsam mit Vermo die meisten von den insgesamt 580 Renntagen veranstalten. Jeden Mittwoch werden V5-Rennen auf Vermo und jeden Samstag V75-Rennen auf einer der regionalen Zentralbahnen gefahren.

Jeden Frühling findet auf Vermo das Finlandia-Rennen statt, das zur Grand Circuit -Serie gehört und somit das wichtigste Rennen auf Vermo ist. Die bedeutendste Veranstaltung im Herbst ist das Grosse Finnische Derby für 4-jährige Warmblüter. Andere bemerkenswerte Rennen sind das Kriterium für 3-jährige Warmblüter und 4-jährige Finnpferde auf Teivo, der zweitgrößten Bahn des Landes in der Stadt Tampere. Auch das Suur-Hollola-Rennen in Lahti, St. Michel in Mikkeli, Killerin Eliitti in Jyväskylä und Kymi GP in Kouvola zählen zu den Spitzenereignissen.

Das größte Rennen Finnlands, "Kuninkuusravit" oder "Königsrennen", findet jährlich Anfang August statt, jeweils auf einer der 19 regionalen Zentralbahnen.

Totalisator
Totalisator ist ein wesentlicher Teil des Rennsports. Der Gesamtjahresumsatz von Totospielen, die von der Fa. Fintoto Oy eingerichtet werden, beträgt über 700 Mio FIM. Neben Fintoto Oy werden Pferdewetten, sog. Reichswetten, auch durch die Fa. Veikkaus ausgeführt. Der Gesamtumsatz der verschiedenen Pferdewetten steigt über 1,1 Milliarde FIM.

Wettarten gibt es mehrere. Sieger- und Platzwette sind einfach und eignen sich daher für Anfänger. Die beliebteste ist die Zweierwette. Sieger-, Platz- und Zweierwette können bei jedem Rennen gewettet werden. Bei gesondert angegebenen Rennen kann man Dreier- und Viererwette spielen. Die Sieger von vier nacheinanderfolgenden Rennen werden bei V4 gewettet, die auch als V4-Smart Quick Pick und V4-Smart Quick Banker vorkommt. Die Reichswetten der Fa. Veikkaus heißen V5, V75 und Daily Double.

Dank der schwindelnden Entwicklung der Computertechnologie wird heutzutage auch beim Pferdewetten das neueste Können benutzt. Durch schnelle Datenverkehr- und sichere Satellitenbildverbindungen wurde es im Jahre 1995 möglich, das Toto auch in Wettannahmen außerhalb der Rennbahnen, in sog. Totoline-Läden, zu erweitern. Die Anzahl der Totoline-Läden nimmt rapide zu und beträgt bereits 350. Der nächste Schritt werden das Internet-Wetten und Wetten mittels Mobiltelefon sein.

Die Pferdezucht
In Finnland gibt es ca. 57 000 Pferde. Ein Drittel davon sind Finnpferde, ein Drittel warmblütige Rennpferde und der Rest Reitpferde und Ponys. Jährlich werden ca. 4000 Fohlen geboren. Die großen Jahrgänge von Trabrennern wurden Anfang der 90er Jahre gezüchtet; durch die im Jahre 1993 begonnene wirtschaftliche Depression wurde die Anzahl der gezüchteten Pferde aber stark um die Hälfte geschnitten. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und mit der Hilfe der landwirtschaftlichen Subventionen von der EU haben sich die Zuchtstatistiken allmählich verbessert.

Suomen Hippos ist die durch die EU anerkannte Organisation für Pferdezucht und Trabersport Finnlands, die das Stammbuch für Zuchtpferde sowie Pferderegister führt. Die Zucht von Rennpferden entwickelt sich gleichmäßig. In den letzten Jahren hat sich die Spitze guter Pferde stark verbreitert, und viele Individuen haben die internationale Top-Klasse erreicht. Rennpferde der finnischen Zucht sind gefragt, bis zum Export.

Das sog. Königsrennen ("Kuninkuusravit" auf Finnisch) ist die größte Rennveranstaltung Finnlands. Zum ersten Mal wurde das Königsrennen 1924 in der Stadt Lahti ausgetragen, und in den letzten Jahrzehnten ist es eins der attraktivsten Sommerfeste Finnlands geworden. Das erste Königsrennen des Jahrtausends wurde von ca. 50 000 Zuschauern beigewohnt. Das Königsrennen ist ein untrennbarer Teil der finnischen Rennsporttradition. Von Jahr zu Jahr gehen die Namen jedes Trabkönigs und jeder Trabkönigin selbstverständlich in die Geschichte ein.

Vor allem wird durch das Königsrennen das Finnpferd verehrt. Legendäre Träger des Titels sind die fünffachen Könige Vieteri, Vekseli und Viesker sowie die vierfachen Könige Tomu, Ero-Lohko und Patrik. Die Stute Valomerkki wurde vier Mal zur Trabkönigin gekrönt.


Geschichte

1817 Das erste Trabrennen auf dem Eis des Flusses Aura in Turku.
1865 Die vom Staat gestützten Rennen werden ausgetragen. Trabrennen finden regelmäßig statt.
1884 Die erste Rennbahn wird in Helsinki angelegt.
1907 Das Stammbuch für Finnpferde wird gegründet. Die Pferdezucht wird durch Gründen von regionalen Zuchtvereinen organisiert.
1919 Die Zentralorganisation der privaten Rennvereine, Suomen Ravirengas, wird gegründet.
1924 Das Königsrennen Finnlands wird in Lahti ausgetragen. Die Zeitung Hevoslehti, der Vorgänger der Zeitung Hevosurheilu ("Pferdesport") wird gegründet.
1928 Der Totalisator wird beim Trabrennen vorgestellt.
1957 Die ersten warmblütigen Rennpferde werden eingeführt.
1959 Die Warmblüter erhalten das Recht, an Rennen in Finnland teilzunehmen. Der Import von Warmblütern beginnt.
1965 Eine für die Wetter vorteilhaftere Totalisatorverordnung wird erlassen; die Totalisatorumsätze wachsen stark. Der Rennsport entwickelt sich immer schneller.
1973 Die Zentralorganisationen der Pferdezucht und der Zuchtverbände vereinigen sich: es entsteht Suomen Hippos ry.
1977

Charme Asserdal erzielt den Europarekord 1.13,9. Die Rennbahn Vermo in Helsinki wird fertiggestellt.

1979 Der Trabkönig Vieter erreicht als das erste finnische Pferd 1 Mio FIM an Preisgeldern. Von den Warmblütern erreicht der Hengst Einarsin 1986 das gleiche.
1980 Der Hengst Rocky der finnischen Zucht gewinnt die Europameisterschaft für 5-jährige. Pekka Korpi gewinnt die Europameisterschaft für Fahrer und wiederholt dies noch in den zwei darauffolgenden Jahren.
1985 Jorma Kontio wird Europameister der Fahrer. 1998 wiederholt er dies.
1993 Der aus den USA eingeführte Hengst Smooth Blend erzielt den Weltrekord 1.10,9a der 1000-Meter-Bahnen in Mikkeli.
1995 Houston Laukko wird Europameister und ist somit das erste Pferd der finnischen Zucht, das dies erzielt hat. Totalisator in den Wettannahmen außerhalb der Rennbahnen wird von Suomen Hippos begonnen.
1999 BWT Magic gewinnt die Europameisterschaft für 3-jährige in Tampere, Finnland.
2000

Viesker gewinnt den Trabkönigtitel und die Nordische Meisterschaft der Kaltblüter zum fünften Mal hintereinander.

2001 Für die Totospieltätigkeit wird von Suomen Hippos eine Tochterfirma gegründet. Fintoto Oy beginnt Betrieb am 1. Januar 2001.



Suomen Hippos
ist die nationale Zentralorganisation für Rennsport und Pferdezucht Finnlands, die aus ca. 130 Mitgliedvereinen besteht. Die wichtigsten Aufgaben von Hippos sind, Register und Stammbuch über alle in Finnland zu züchtenden Pferderassen zu führen sowie Renntätigkeit zu leiten und zu überwachen. Darüber hinaus veranstaltet Hippos Schulung und veröffentlicht u.a. Stammbücher und Jahresstatistiken. Hippos nimmt auch an internationaler Tätigkeit aktiv teil, u.a. in der Europäischen Traberunion (U.E.T.), deren Mitglied Hippos seit 1974 ist.

Eine Tochterfirma von Hippos, die Fa. Suomen Hevosurheilulehti Oy, veröffentlicht die Zeitung Hevosurheilu ("Pferdesport"). Totalisator wird von der Tochterfirma Fintoto Oy eingerichtet.

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